Filmpodium: Paths of Glory (2024)

Paths of Glory

Kirk Douglas (1916–2020) war kein Mann für halbe Sachen. Seine Figuren waren selten reine Helden, sondern oft schillernd und manchmal abgrundtief böse, sein Schauspielstil aber stets intensiv. Scheinbar unverwüstlich, überstand er schwere Unfälle und Schlaganfälle und wurde biblische 103 Jahre alt. Als kleine Hommage zeigt das Filmpodium vier Filme mit dem letzten grossen Star des klassischen Hollywood.

Der rotblonde Recke mit den stahlblauen Augen und dem unverwechselbaren Grübchen im kantigen Kinn wurde 1916 in Amsterdam, New York, als Kind jüdischer Einwanderer aus dem heutigen Weissrussland geboren. Als «Sohn des Lumpensammlers» – so der Titel seiner Autobiografie von 1988 – und unter antisemitischen Anfeindungen musste sich der kleine Issur Danielovitch durchschlagen. Er liess sich als Isadore Demsky ein Stück weit amerikanisieren und bewährte sich an der Schule sowohl als Ringer als auch als Schauspieler. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte er unter dem Namen Kirk Douglas auf der Bühne Karriere machen, aber eine Kollegin von der Schauspielschule, Lauren Bacall, holte ihn 1946 nach Hollywood für sein Leinwanddebüt in Lewis Milestones The Strange Love of Martha Ivers.
Als skrupelloser Boxer in Champion (1949) errang er seine erste Oscarnomination und spezialisierte sich fortan auf zwielichtige und gebrochene Figuren. Auch für seine Rollen als despotischer Hollywoodproduzent in The Bad and the Beautiful (1952) und als selbstzerstörerischer Van Gogh in Lust for Life (1956) wurde er oscarnominiert; ausgezeichnet wurde er aber erst 1996 mit einem Ehren-Oscar. Risikofreudig war Douglas bei der Rollenwahl auch in politischer Hinsicht. Selber Kriegsveteran, übernahm er 1957 in Paths of Glory den Part des streitbaren Obersts Dax, der sich gegen unmenschliche Generäle auflehnt; der Film wurde wegen seiner antimilitaristischen Einstellung mancherorts verboten, auch in der Schweiz. Bei Spartacus (1960), wieder unter der Regie von Stanley Kubrick, machte Douglas faktisch der Hollywood-Blacklist ein Ende, weil er den gesperrten Autor Dalton Trumbo, der die Vorlage des linken Romanciers Howard Fast adaptiert hatte, mit eigenem Namen als Urheber des Drehbuchs aufführen liess.
Am 5. Februar ist Kirk Douglas in Los Angeles gestorben.

Stanley Kubrick (USA 1957)

English text below

Im Ersten Weltkrieg befehlen französische Generäle einen Angriff auf eine deutsche Stellung, der sinnlos viele Verluste fordern wird. Als der Einsatz scheitert, soll durch die Hinrichtung von drei überlebenden Soldaten wegen Feigheit ein Exempel statuiert werden. Oberst Dax, der den Irrsinn des Angriffs durchschaut hatte, übernimmt die Verteidigung der Sündenböcke vor dem Kriegsgericht.
Auch im Zeitalter von 1917 überzeugt Paths of Glory in Bezug auf die realistische Darstellung des Kampfgeschehens und noch mehr als seltenes Beispiel eines echten Antikriegsfilms.
«Paths of Glory war der Film, mit dem Stanley Kubrick in die Reihen der grossen Regisseure aufstieg, um sie nie wieder zu verlassen. Als ich Kirk Douglas 1969 interviewte, erinnerte er sich an diesen Film als Höhepunkt seiner Schauspielkarriere: ‹Es gibt einen Film, der immer gut sein wird, auch noch in vielen Jahren. Ich muss nicht 50 Jahre warten, um das zu wissen; das weiss ich jetzt schon.› Er zeigt eine geradezu brutale Sparsamkeit im Ausdruck; es ist einer der wenigen narrativen Filme, in denen man der Erzählweise selbst die Wut anmerkt.» (Roger Ebert, rogerebert.com, 25.2.2005)

In the First World War, French generals order an attack on a German position which will cause pointless losses. When the mission fails, the generals want to set an example by executing three surviving soldiers for cowardice. Colonel Dax, who had foreseen the absurdity of the attack, takes on the defence of the scapegoats in the court-martial.
Even in the age of 1917, Paths of Glory is convincing in terms of the realistic depiction of the battle and even more as a rare example of a true anti-war movie.
"Paths of Glory was the film by which Stanley Kubrick entered the ranks of great directors, never to leave them. When I interviewed Kirk Douglas in 1969, he recalled it as the summit of his acting career: 'There's a picture that will always be good, years from now. I don't have to wait 50 years to know that; I know it now.' It has an economy of expression that is almost brutal; it is one of the few narrative films in which you sense the anger in the telling." (Roger Ebert, rogerebert.com, 25/2/2005)

Drehbuch: Stanley Kubrick, Calder Willingham, Jim Thompson, nach dem Roman von Humphrey Cobb
Kamera: George Krause
Musik: Gerald Fried
Schnitt: Eva Kroll

Mit: Kirk Douglas (Colonel Dax), Ralph Meeker (Corporal Paris), Adolphe Menjou (General Broulard), George MacReady (General Mireau), Wayne Morris (Leutnant Roget), Richard Anderson (Major Saint-Auban), Joseph Turkel (Soldat Arnaud), Timothy Carey (Soldat Ferol), Peter Capell (Vorsitzender des Kriegsgerichts), Susanne Christian (=Christiane Harlan) (deutsches Mädchen), Bert Freed (Sergeant Boulanger), Emile Meyer (Priester)

88 Min., sw, Digital HD, E/d, ab 14

Filmpodium: Paths of Glory (2024)

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